Tagesmeditation vom 17. Juli als Audiodatei:
Im Zimmer ist es dunkel. Deine Stirn ist in kalten Schweiß gebadet. Dein Herz rast. Du öffnest deine Augen und bist sicher, dass du gerade deine Cleanzeit verloren hast. Du hattest einen Rückfalltraum und es fühlte sich ganz lebensecht an: die Leute, die Orte, der ganze Ablauf, das schlechte Gefühl im Magen - einfach alles. Es braucht einige Momente, um zu erkennen, dass es nur ein Alptraum war, dass es nicht wirklich geschah. Langsam beruhigst du dich und schläfst wieder ein.
Am nächsten Morgen ist es an der Zeit, über den Traum nachzudenken, um zu begreifen, was passiert ist. Du hast letzte Nacht keine Drogen genommen - aber wie nahe bist du heute daran, Drogen zu nehmen? Hast du noch die Illusion, kontrolliert Drogen nehmen zu können? Weißt du ohne jeden Zweifel, was passiert, wenn du die erste Droge nimmst? Was steht zwischen dir und einem echten Rückfall? Wie stark ist dein Programm? Wie sehr bist du mit deinem Sponsor oder deiner Sponsorin verbunden? Wie sehr mit deiner Stammgruppe? Wie sehr mit deiner Höheren Macht?
Rückfallträume bedeuten nicht unbedingt eine Lücke in unserem Programm. Für einen Süchtigen gibt es nichts natürlicheres, als vom Drogennehmen zu träumen. Einige von uns betrachten Rückfallträume als Geschenke ihrer Höheren Macht, die uns lebhaft an den Wahnsinn der aktiven Sucht erinnern und uns ermutigen, unsere Genesung zu stärken. So gesehen können wir dankbar für Rückfallträume sein. So erschreckend sie sind - sie können sich als sehr segensreich erweisen, wenn wir sie dazu nutzen, unsere Genesung zu stärken.