In der aktiven Sucht brauchten wir Stolz, Ego und Leugnung um zu überleben. Dadurch konnten wir uns ein grimmiges Gefühl der Unabhängigkeit vortäuschen. In Genesung können uns diese mächtigen Charakterfehler ernsthaft im Weg stehen. Schlimmstenfalls kann das zu einer Art „Superhelden-Syndrom” führen, bei dem wir glauben, alles alleine schaffen zu müssen und zu können. Der Preis dafür ist große Einsamkeit, denn es trennt uns von Gott, wie wir ihn verstehen und von anderen Süchtigen in Genesung. Es fällt uns oft so viel leichter, unsere Freunde und Sponsees zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen, als uns selbst aus dem Käfig des selbstzentrierten Denkens zu befreien.

Im Zweiten Schritt fangen wir an, uns ein Glaubenssystem aufzubauen und zu verstehen, dass wir zu zweit eine größere Kraft haben als Einzelne für sich alleine. In der aktiven Sucht dachten viele von uns, um Hilfe zu bitten sei ein Eingeständnis von Schwäche. Nun lernen wir, verletzlich genug zu sein, um Hilfe zu bitten, und aus dieser Kapitulation Kraft zu schöpfen. Für viele von uns ist die Sponsorbeziehung der Ort an dem wir lernen jemandem zu vertrauen und es zu sagen, wenn wir Hilfe brauchen.

Es ist wie ein Aha-Effekt wenn wir erkennen, dass wir weder unsere Unabhängigkeit noch unsere Fähigkeit, Probleme zu lösen aufgeben, wenn wir jemanden bitten, für uns da zu sein. Alle von uns brauchen manchmal Hilfe – in Form einer Schulter zum ausweinen, als Erfahrung bei einem Dienst oder dabei, unsere Wäsche richtig zu waschen. Ein Süchtiger teilte: „Indem ich Demut übe und Unterstützung von anderen annehme, werden meine Beziehungen aufrichtiger.”

Wenn wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass unser Weg der einzig richtige ist, finden wir Trost in dem Wissen, dass wir nicht mehr alleine sind. Andere Menschen können und werden uns helfen – wir brauchen nur zu fragen.