Traumfrau
„Traumfrau“
„You got nothing to lose. You don´t lose, when you lose fake friends.“
– Joan Jett
Ich fühle mich erschöpft, habe Kopfschmerzen, bin etwas verwirrt heute nach dem Aufwachen. Kaffee bringt meinen Tag in Schwung, also ist mein erstes Ziel an diesem Tag, mir einen Kaffee zu kochen und es ist tatsächlich erstmal eine Herausforderung.
Die Kunst liegt für mich nun darin, die Schritte in die richtige Reihenfolge zu bringen.
Wasser in den Wasserkocher füllen, Wasserkocher einschalten, Tasse mit Filter bestücken, Filter mit Filtertüte bestücken, Kaffeepulver in Filtertüte geben, Kaffee mit kochendem Wasser auffüllen, Filter samt Inhalt zur Seite stellen, Hafermilch in frisch aufgebrühten Kaffee geben und Kaffee genießen.
Klingt einfach, aber was ich manchmal morgens fabriziere wenn ich einen meiner 51%-Tage habe ist schon sehr lustig. Kaffee mit kaltem Wasser aufgießen funktioniert nicht, ebenso wenig funktioniert es mit kalter Hafermilch. Kochendes Wasser in einen leeren Filter zu gießen ist zwar trinkbar, aber gefiltertes Wasser war auch nicht das Ziel. Wenn mir so was passiert, dann fasse ich mir meistens an den Kopf und wünsche mir mit einem Lachen ein „Guten Morgen Franzi!“, und der zweite Anlauf ist dann auch meistens von Erfolg gekrönt.
Während ich mir meinen Kaffee koche, fällt mir dann auch der Grund ein, warum ich so dermaßen durcheinander bin an diesem heutigen Tag.
Ich habe geträumt, von meiner Freundin und mir. Sie ist einfach super Klasse, wir sind glücklich zusammen, wie man es sich nur wünschen kann, haben uns ein gemeinsames Leben aufgebaut.
Ich komme also nach Hause, in einem desolaten Zustand und bin absolut stoned…
Erinnerungsfetzen von einer Bar, einem Café, in der in der letzten Nacht die Luzi abgeht und ich mitten drin. Wie es dazu kam, kann ich nicht sagen, aber das Resultat ist, ich hatte einen Rückfall. Ich bin erfüllt von einem furchtbar quälenden Gefühl, ich will es nicht wahrhaben, mir wird klar war ich getan habe und will und kann nicht akzeptieren, dass ich das geschehene nicht rückgängig machen kann. Ich bin voll von Schuld und Scham und die Dämonen in meinem Kopf lachen mit ihren hässlichen Fratzen. Mein Herz ist ein Klumpen undefinierbare Masse und meine Kehle ist wie zugeschnürt und ich bin in absoluter Panik. Die Angst, durch meinen Fehler, den ich begangen habe, alles Glück in einem einzigen Moment weggeworfen zu haben, wie soll ich damit Leben? Es zerreißt mich. Ich habe Angst verlassen zu werden, ich habe Angst wieder in den Fängen der Sucht zu sein, aus denen ich mich nicht befreien kann, und ich weiß, was das für mich bedeuten würde. Aber meine Freundin ist toll, sie geht nicht weg, sie verliert kein einziges böses Wort, sie ist einfach liebevoll, wie immer. Sie weiß, dass ich ein toller und liebenswerter Mensch bin, auch wenn ich einen großen Fehler gemacht habe. Sie weiß, dass ich immer mein bestes gebe und sie weiß auch, dass ich ein Mensch bin, der an der tückischen Krankheit „Sucht“ leidet, sie ist da, in diesem Moment in dem ich schwach war und sagt:
“Mach dir keine Sorgen, wir bekommen das wieder hin!“
Franzi süchtig, 2 Jahre 6 Monate und 4 Wochen clean.