Herz brennt
Herz brennt
Viele Versionen einer Geschichte
Das ist dieser Moment, in dem mir meine Programmfreundin erzählt, was hinter meinem Rücken über mich geredet wird.
…der Moment, in dem mir heiß wird, meine Herz mir bis zu den Ohren klopft.
…der Moment, in dem ich dankbar bin, dass ich clean und ehrlich mit mir und anderen.
…der Moment, in dem ich alles kurz und klein hauen möchte.
…der Moment, in dem ich mich hilflos und beschämt fühle.
…der Moment, in dem ich mich von meinem Programm und meiner Liebe verraten fühle.
…der Moment, in dem ich daran zweifle, ob ich das wirklich wissen wollte.
Wir sitzen uns gegenüber, um uns herum klappert Geschirr, rücken Stühle, lärmen diese Restaurantpieper…
Meine Ohren rauschen, aus meinem Mund kommt nichts heraus.
Wir schweigen einen Moment, bis sie es bricht und etwas sagt, über das ich noch lange nachdenken werde.
Im Laufe des Schritte Schreibens hat sie begriffen, dass sie nicht mehr lästern möchte, sagt sie ruhig, und ergänzt, weil es keinen Frieden bringt.
Ich nicke und weiß was sie meint.
Das ist der Moment, in dem mich Verbundenheit erfüllt und ich ihre Hand nehme.
Ich möchte weinen. Aber das kann ich nicht gut vor anderen.
Ein sehr altes, schmerzendes Gefühl überfällt mich: Schutzlosigkeit.
Ich habe mich von meinem Freund getrennt.
Wir beide sind eng im Programm verwurzelt. Eine zeitlang war es unser gemeinsames Programm.
Wir haben es gelebt und gedient, sind daran gewachsen.
Jetzt gehe ich wieder allein.
Ich habe das entschieden, weil ich vieles nicht aushalten konnte und meine Genesung mir eine neue Richtung gegeben hatte.
Das ändert nicht, dass ich nicht mehr trauere.
Ich habe mich für Liebe entschieden und ihn in meine Herz gelassen. Das ändert sich nicht, auch jetzt nicht.
Ich schreibe meine Schritte, teile, meditiere, gehe detox tanzen, bete zu Gott.
Und bei allem was ich atme, fühle, sage, habe ich mich entschieden unsere schönen Zeiten mit Respekt zu wahren.
Er war da, als ich noch im meinem dunklen Loch am Anfang des zweiten Genesungsjahres steckte und reichte mir die Hand.
Er wärmte meinen Körper und strich über meine entzündete Haut. Er nahm mich an, als ich mit mir im Krieg war und half mir die Waffen gegen mich nieder zu legen.
Wir haben viel gelacht. Wir haben getanzt. Gesungen und geweint.
Durch viele Meetings haben viele Ohren unsere Geschichte gehört, in unterschiedlichen Stimmungen und Versionen.
Jeder hat sein wichtigsten Werkzeug genutzt und sich verbunden.
Dieses Tool ist das größte Geschenk meines cleanen, neuen Lebens und das Fundament meiner Gesundheit.
Auch, weil ich fest daran glaube, dass das, was wir in den Meetings teilen, auch dort bleibt.
Mit diesem Vertrauen kann ich heilen. Ganz egal welche Art von Verlust.
Ich kann Abschied nehmen, meiner Trauer Gestalt geben und so mich auf Neues einlassen.
Es gibt zum Glück diese Orte an denen wir alles lassen können.
Und dank der 12. Tradition ist all das geschützt.
Es waren nicht die Orte, an denen unsere Geschichte erzählt wurde.
Von ihm und von Menschen, die mich kaum kennen.
So etwas passiert wenn Menschen hinterher zusammensitzen.
Ich kann seine Gefühle nicht ändern. Ich darf loslassen und mir meine anschauen.
Ich fühle gerade was ich fühle: ES BRENNT, weil etwas Heiliges mit Füßen getreten wird.
An Orten in Nachmeetings, nüchtern zwar, aber in Stammtischmanier, dass die Wahrheit so viele Versionen bekommt, dass von einer großen Geschichte nur noch ein verwaschener, unwirklicher Schmutz übrig bleibt.
Ich habe, weiß Gott, schon eine Menge im Leben angestellt.
In diesem cleanen, neuen Leben handle ich aufrichtig und möchte mir den Schatz dieser besonderen Verbindung in meinem Herzen bewahren. Unsere Geschichte, wie sie war.
Groß, wertvoll und wunderschön.
Da, in meiner Brust, trage ich ihn als Tattoo, tief unter meiner Haut.
Mein Wegbereiter, mein Kompass für alles, was jetzt und in Zukunft passiert.
Das war alles echt. Ich lasse den Verrat nicht zu und bleibe dabei.
Es wird Zeit, dass unser Blick sich nach vorne richtet und unsere Herzen wieder blühn.
Higher Power ist mit denen die vertrauen, sage ich mir und drehe die Musik ganz laut zum Tanzen.
Doro