Heute auf der Hotline
Gerade eben hatte ich folgenden Anruf:
Anrufer: „Ich bin total bekifft.“
Ich: „Und? Was kann ich für dich tun?“
Anrufer: „Ich weiß nicht. Ich hab hier ein Kärtchen, da steht drauf, ich soll anrufen.“ (Gekicher und Gegacker im Hintergrund)
Ich: „Naja, wir sind eine Gemeinschaft von Leuten, die sich gegenseitig helfen, ein Leben ohne Drogen zu führen. Willst du aufhören mit dem Kiffen?“
Anrufer: „Ich weiß nicht. Mir hat jemand das Kärtchen gegeben und gesagt, ich soll anrufen.“
Ich: „Darf ich dich was fragen?“
Anrufer: „Ja“
Ich : „Findest du deinen bekifften Zustand gut, also macht er dir Spaß oder bereitet er dir Probleme?“
Anrufer: „Ich find ihn gut.“
„Okay,“ sag ich, „dann steck das Kärtchen einfach ganz hinten in dein Portemonnaie und wenn du irgendwann keinen Bock mehr auf Kiffen hast, dann rufst du uns wieder an.“
Anrufer: „Okay, mach ich.“
Ich: „Prima, dann noch viel Spaß bis dahin.“
Anrufer: „Dankeschön. Tschüss.“
Etwa eine halbe Stunde später die selbe Telefonnummer…
Anruferin: „Sind Sie die Selbe, mit der wir vorhin schon mal telefoniert haben?“
Ich: „Ja.“
Anruferin: „Da ging jetzt noch ein Joint hinterher.“
Ich: „Okay, und warum ruft ihr an?“
Anruferin „Ich weiß nicht. Wir wollten einfach nur Bescheid sagen.“
Ich: „Okay, was soll ich denn mit der Information jetzt anfangen? Ihr sitzt da zusammen, kifft, begackert euch und habt Spaß, oder?“
Anruferin: „Ja, genau.“
Ich: „Okay, das kenne ich gut.“
Anruferin: „Eeecht? Haben Sie auch mal gekifft?“
Ich: „Oh ja, und wie. Ich habe so viel gekifft, dass es irgendwann fast mein komplettes Leben zerstört hat.“
Anruferin: „Eeecht? Ist ja krass. Und wie sind Sie dann zu dem Beruf gekommen?“
Ich: „Das ist nicht mein Beruf, sondern ein Ehrenamt. Ich habe früher genau wie ihr viel Spaß am Kiffen gehabt. Am Anfang habe ich nur am Wochenende gekifft, später jeden Abend und noch später schon morgens, um den Tag zu überstehen. Zum Schluss war ich total besessen davon, mein Leben war ein Scherbenhaufen und ich wollte mir das Leben nehmen.“
Anruferin: „Krass, das tut mir echt leid.“
Ich: „Das muss es nicht. Ich bin mittlerweile seit über 20 Jahren clean und führe ein total zufriedenes Leben. Und ich bin super dankbar für die Erfahrung, die ich machen durfte, weil ich daran enorm gewachsen bin.“
Anruferin: „Das ist ja irre. Und jetzt machen Sie diesen Job!?“
Ich: „Genau, weil ich anderen helfen will, denen es so mies geht, wie mir damals. Und es ist super, dass ihr angerufen habt, denn jetzt wisst ihr, dass es uns gibt.“
Anruferin: „Ja, genau. Ich wusste wirklich nicht, dass es sowas gibt.“
Ich: „Nun, jetzt wisst ihr es. Und wenn es für jemanden von euch irgendwann so ist, dass alles zu viel wird und ihr aufhören wollt, dann wisst ihr, wo ihr uns findet.“
Anruferin: „Ja, genau.“ Ich: „…und dann könnt ihr anrufen und bei uns Hilfe finden.“
Anruferin: „Das ist toll. Ja, das machen wir. Gut zu wissen.“
Ich: „Okay, dann wünsche ich euch jetzt noch viel Spaß und einen schönen Abend.“
Anruferin: „Ja, danke schön, Ihnen auch.“