Meine 1. Frauenconvention
Nach der langen Zeit mit Ausgangsbeschränkungen war es für mich ein riesengroßes Ereignis als es hieß: „Hey, die erste Frauenconvention findet in Frankfurt statt.“
Mich fragten NA-Frauen: „Kommst du auch mit?“
Und schon war ich in einer WhatsApp-Gruppe eingeladen mit Frauen aus meiner Stadt.
Ich hatte bis dahin von einigen NA-Mitgliedern gehört, dass jeder mal auf einer Convention sein muss, weil es atemberaubend ist.
Anfangs waren mehrere Frauen dabei. Nach einiger Zeit, je näher die Convention rückte, dünnte sich die Gruppe aus, weil die eine oder andere aus eigenen Gründen nicht mitkam.
Auch zu diesem Zeitpunkt war es mir egal – ich dachte mir: Ich fahr hin, egal wer da mitkommt oder auch nicht – ich will das spirituelle Gefühl selbst erleben und mache mich nicht von anderen abhängig.
Ich bin schon so oft mitten in der Nacht durch die Welt gereist, um mir Drogen zu beschaffen, also kriege ich es hin nach Frankfurt zu fahren.
Wenn ich was will, dann mache ich es auch – und das ist die Reise in Genesung. Wie geil!
Ich habe gespürt, dass genau das die Führung meiner HP war, die mir vermittelt hat – es geht um mich!
Damit ich mich frei fühlen konnte an dem Tag, nahm ich mir Urlaub, um möglichst wenigen Verpflichtungen die Chance zu bieten mir Steine in den Weg zu legen.
Ich hatte mein Auto zur Durchsicht gegeben, damit es mich weiter sicher von A nach B fährt. Da Reparaturen anstanden, bin ich davon ausgegangen, dass ich mit dem Zug fahre im Notfall.
Auch hier führte mich meine HP, weil mein Auto zum Tag der Convention fertig wurde.
Somit konnte ich sogar noch zwei NA-Freundinnen mitnehmen und es wurde die schönste Fahrt auf langer Strecke, die ich bisher clean fuhr.
Wir fuhren also zu dritt los und ich dachte so: Oh Mann, wie verrückt! Ich sitze mit cleanen Freundinnen im Auto, in meiner Freizeit und ohne dass mich irgendwer oder irgendwas zwingt – alles voll freiwillig!
Von der Fahrt überwältigt kamen wir an und schauten uns schonmal um, wo die Convention am nächsten Tag stattfand.
Frauenkontakte – neue Frauengesichter, die auch clean waren.
Am nächsten Tag startete dann die Convention mit Übermüdung, weil es sich im Hostel nicht so recht schlafen ließ.
Meine Grundstimmung fiel von „ich bin entspannt und aufgeregt“ auf „oh Gott, hier kommen ja immer mehr Frauen – ich will verschwinden“.
Alles so wahnsinnig hübsche, schöne, großartige Frauen – so gesund.
Das war viel für mich, weil ich nicht mal in der Vergangenheit eine beste Freundin an mich rangelassen habe.
Und jetzt gleich mal so um die 108 Frauen – voll offen und herzlich und aufgeschlossen.
Das haute mich um.
Später erzählte mir eine Frau, dass ich die Teardropperin war, die, die andere zum Weinen brachte, indem ich anfing zu weinen.
Ich trage noch immer das Gefühl in mir, was die Convention mir geschenkt hat.
Es hat mich nach knapp drei Jahren Cleanzeit sehr tief abgeholt, ich konnte mich zeigen und ich wollte vor allem nicht weglaufen vor mir.
NA ist ein so großes, spirituelles und warmes Geschenk – dafür bin ich dankbar. Nun weiß ich auch, warum Frauen mit Frauen und Männer mit Männern genesen.
Fanny, eine Süchtige